Haus der Physik – Universität Innsbruck
Neubau Haus der Physik
Das Haus der Physik entsteht am Campus Technikerstraße der Universität Innsbruck und soll mit Wintersemester 2028 in Betrieb gehen. Das neue und moderne Zentrum der Naturwissenschaften bietet genügend Platz für die Wissenschaft und Forschung an einem Ort. Konzipiert ist das Haus der Physik für rund 850 Studierende und 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uni Innsbruck.
Geringer Energieverbrauch - Wärmerückgewinnung durch die Laborwärme
Möglichst wenig Flächenverbrauch wird durch eine kompakte Bauweise erreicht, Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach und eine Wärmerückgewinnung durch die Laborabwärme für die Raumheizung sorgen für einen geringen Energieverbrauch. Zur Versorgung des Gebäudes wird zur Heizung und Kühlung als erneuerbare Primärenergiequelle Grundwasser genutzt, sowie ein Flächenkollektor unterhalb des Gebäudes herangezogen. Eine umfassende Geothermienutzung mit rund 350 Stück und 150m tiefen Bohrungen wird auch noch eingeplant. Angestrebt ist eine Zertifizierung mit klimaaktiv Gold, dem höchsten Gebäudestandard für nachhaltiges Bauen.
Büros und Laborflächen verteilt auf vier Ebenen
Die speziell in Quantenphysik, Ionenphysik und Astrophysik international erfolgreichen und damit stetig wachsenden Physikinstitute der Universität Innsbruck sind aktuell am Campus verteilt und brauchen dringend mehr Platz.
Auf rund 28.000 m² sind ein lichtdurchfluteter Eingangsbereich, ein zweistöckiger Hörsaal für 300 Personen, Seminar- und Praktikumsräume, Büros und Laborflächen vorgesehen. Die Labore nehmen die größte Fläche im Haus der Physik ein. Sie verteilen sich auf vier Ebenen, im Untergeschoss und im Erdgeschoss finden die schwingungsempfindlichen Versuche statt. Die weiteren Labore befinden sich im ersten und zweiten Obergeschoß, diese sind für weniger empfindliche Experimente vorgesehen. Im dritten Obergeschoß befinden sich die Büros für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zwei Innenhöfe sorgen für natürliches Licht, teilweise bis ins Untergeschoss. Das „Grüne Auditorium“ in Form des Campus Hain vor dem Haus der Physik schafft konsumfreie Bereiche im Schatten, die in Pausen, der Freizeit und zum Studieren genutzt werden können und zur Interaktion einladen.
Neubau Haus der Physik – Universität Innsbruck
Wettbewerb
EU-weiter, offener, zweistufiger Realisierungswettbewerb mit anschließendem Verhandlungsverfahren für die Vergabe von Generalplanerleistungen
Die Sitzung des Preisgerichts fand am 07.07.2022 statt. Als Gewinner gingen Mohr Architekten ZT-GmbH hervor.
1. Rang = Gewinner
Projekt 1006 / Mohr Architekten ZT-GmbH
Auszug aus dem Juryprotokoll
Der Neubau des Haus der Physik übernimmt logisch und selbstverständlich das bestehende orthogonale System des Unicampus von Prachensky / Heiss und wird als in sich verzahnte Kammstruktur auf einem Sockelbaukörper weitergeführt.
Eine zentrale Magistrale verbindet sämtliche Funktionsbereiche auf allen Ebenen zu einem großen Geflecht. Die Erschließungslandschaft führt über zwei großzügige Treppen aus den Eingangsbereichen im EG ins OG 1 und verästelt sich feingliedrig weiter in die oberen Geschosse. Die Sockelzone wird in zwei Teile unterteilt: den nördlichen Bereich mit allen öffentlichen Funktionen und Lehrbereichen und den südlichen Bereich mit Werkstätten und Laboren. Der große Hörsaal wird in klassisch abgetreppter Disposition zweigeschossig unmittelbar neben dem lichtdurchfluteten Eingangsatrium situiert. Die Organisation der Labore erfolgt über die vier Ebenen UG, EG, OG 1 und OG 2. Zwei Innenhöfe garantieren Belichtungen teilweise bis in die Untergeschosse. Daran angegliedert finden sich auch die tagesbelichteten Kontrollräume. Die auf den Sockelbaukörper aufgesetzten drei- bzw. viergeschossigen Kammstrukturen folgen in ihrer Höhenstaffelung der Flughafensicherheitszone und beinhalten vorwiegend Institutsbereiche und Abteilungen. Die Anlieferung für HdP und TZ erfolgt über einen gemeinsamen Manipulationshof.
Das Technologiezentrum wird als versetzte Baufigur vorgeschlagen. Im Überlappungsbereich der beiden Längsschenkel entsteht eine kommunikative Mitte mit Erschließung und Lufträumen. Das System erlaubt eine größtmögliche Bandbreite an Bürogrößen und -kopplungen. Im Kopfbereich wird ein kleiner Lebensmittelladen mit Bistro vorgeschlagen.
Die Gebäudehülle der beiden Neubauten ist geprägt durch ein Holz-Aluminium-Fassadensystem samt aufgesetzten Lisenen aus Horizontalprofilen in Brüstungsebene und Vertikalprofilen im Gebäuderaster. Die Fassadengestaltung der beiden Baukörper von HdP und TZ ist eng verwandt, aber nicht ident. Sie sind in Helligkeit und Profilierung fein differenziert und entwickeln jeweils ein ruhiges und homogenes Erscheinungsbild.
Die Errichtung einer eingeschossigen Tiefgarage wird in Frage gestellt und die Unterbringung der Fahrzeuge neu entwickelt. Eine dreigeschossige Hochgarage in Systembauweise deckt den momentanen Bedarf und kann durch Aufstockung und Abbau auf den Stellplatzbedarf des Campus reagieren. Es wird damit Budget freigespielt und vermieden, Ungewissheit in Beton zu gießen. Die gewählte Lösung bietet ein realistisches Szenario und Grundlage für einen autofreien Campus mit „echter“ grüner Mitte.
Das HdP ist funktional für die Nutzung in Forschung und Lehre sehr gut geeignet. Der mittig gelegene Hörsaal erlaubt die Begegnung von Studierenden Lehrenden im Zentrum des Gebäudes. Im Foyer finden sich Aufenthaltsgelegenheiten für Studierende und Gäste, sowie der Zugang zur Physik-Ausstellung. Von der Vorlesungsvorbereitung ist der direkte Zugang zur Hörsaalbühne gewährleistet. Die Seminar- und Praktikumsräume sind im 1. und 2. OG gut erreichbar. Die meisten Forschungslabore sind im UG und EG vorgesehen. Sie lassen den Aufbau von Experimenten bei minimierter Störung durch äußere thermische oder mechanische Einflüsse erwarten. Die weiteren Labore im 1. und 2. werden für weniger empfindliche Experimente vorgesehen. Die Büros in den oberen Geschossen sind über die zentrale Magistrale, sowie über Aufzüge und Treppenhäuser, entlang kurzer Wege an die unteren Geschosse angebunden. Die vorgeschlagene Büroanordnung erlaubt es, die finalen Bürogrößen in der Detailplanung an den genauen Bedarf der Arbeitsgruppen anzupassen.
Im Sinne der Ökologie und Nachhaltigkeit kann man von einem sehr stimmigen Gesamtentwurf sprechen. Es wurden von der hohen Dichte bis zur PV-Anlage, oder die Wärmerückgewinnung in der Lüftungsanlage alle nötigen Punkte berücksichtigt. Einzig manch konstruktive Elemente der Decken könnten im Sinn der Nachhaltigkeit in jenen Bereichen wo möglich verbessert werden.
Das Projekt zeigt ein umfassendes Haustechnik-Konzept, das dieser Phase des Wettbewerbes entspricht. Es weist ein vollständiges Schachtkonzept und genügend Technikräume für die weitere Detailplanung auf, sodass ein in sich stimmiges Haustechnik-Konzept in Abstimmung zum Entwurf zu erkennen ist. Der Projektvorschlag überzeugt auf allen Ebenen der Beurteilungskriterien. Vom Städtebau bis zur Landschaftsidee, von der Gebäudestruktur bis zur Erscheinung, vom bodensparenden Konzept bis zur Mobilitätslösung, von der großen räumlichen Vielfalt bis zur Oberfläche, von der Funktionalität bis zur Nachhaltigkeit, vom Energiekonzept bis zur Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb.
2. Rang: SWAP ARCHITEKTEN ZT GMBH | Drees & Sommer GmbH, Wien
3. Rang: ATP Innsbruck Planungs GmbH, Innsbruck
Verfahrensbetreuer
undarchitektur Architekt DI Thomas Klima
Bachlechnerstraße 21
6020 Innsbruck
Tel. +43 (0) 512 574729
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