Kontaminiertes Erbe?

NS-zeitlich belastete Liegenschaften des BIG Konzerns


Viele historisch belastete Orte und Landschaften sind in der öffentlichen Wahrnehmung kaum bekannt. Während zentrale Orte des Verbrechens, wie das Konzentrationslager Mauthausen, im öffentlichen Gedenken präsent sind, gibt es noch immer große Forschungslücken bei Gebäuden, die das NS-Regime als Verwaltungsgebäude genutzt hat. Einige dieser Gebäude gehören heute der ARE Austrian Real Estate, einer Tochtergesellschaft der BIG. 

Das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, das sich in einem österreichweiten Wettbewerb durchgesetzt hat, wird unter der Leitung von Barbara Stelzl-Marx mit dem Projekt „Kontaminiertes Erbe?“ dazu beitragen, diese Geschichte sichtbar zu machen. Das Projekt wird in Kooperation mit der Universität Graz durchgeführt.

Am Beginn steht eine Pilotstudie, die ausgewählte Liegenschaften untersucht. Auf Basis dieser Forschung wird ein Kriterienkatalog entwickelt, um eine größere Anzahl von Gebäuden zu bewerten. Gleichzeitig wird eine Methode erprobt, um NS-belastete Objekte im Immobilienportfolio der BIG zu identifizieren, die Ergebnisse sinnvoll zu präsentiere und ein Vermittlungsprogramm zu gestalten. 
Die ersten Ergebnisse sollen im Gedenkjahr 2025 vorliegen.

Ein internationaler wissenschaftlicher Beirat stellt die Qualität der Forschung sicher, bewertet regelmäßig den Fortschritt und gibt Empfehlungen. Am 13.11.2024 kamen Forschungsteam und Fachbeirat zusammen, um den Projektfortschritt zu diskutieren. Dabei wurden erste Fakten präsentiert und Einblicke in die teilweise ergreifenden Geschichten einzelner Gebäude gewährt. 

  • Danielle SPERA, Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats
    Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin
     
  • Elizabeth ANTHONY 
    United States Holocaust Memorial Museum
     
  • Awi BLUMENFELD
    Leitung Institut Jüdische Religion an der KPH Wien/Krems, Vorstand der historischen Kommission Conference on Jewish Material Claims against Germany in Tel Aviv/Wien/Berlin
     
  • Barbara GLÜCK
    Leiterin Mauthausen Memorial
     
  • Peter HÖFLECHNER
    BIG Konsulent, Immobiliensachverständiger
     
  • Edward VAN VOOLEN
    Kunsthistoriker und Rabbiner, Amsterdam / Berlin

Gruppenfoto v.l.n.r.: Gerald Beck (BIG), Edward van Voolen (Fachbeirat), Peter Höflechner (Fachbeirat), Barbara Glück (Fachbeirat), Awi Blumenfeld (Fachbeirat), Danielle Spera (Fachbeirat), Christine Dornaus (BIG), Mathias Egger (BIK), Barbara Stelzl-Marx (BIK), Markus Roschitz (BIK), Julia Köstenberger (BIK), Lukas Schretter (BIK)

 

Mit dem erfolgreichen Start des Forschungsprojekts sind vielversprechende Entwicklungen für die systematische Aufarbeitung der Historie der Liegenschaften im BIG Konzern zu erwarten.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung

 

Edward van Voolen, Kunsthistoriker und Rabbiner in Amsterdam / Berlin, betont im Gespräch mit Danielle Spera, dass eine der wichtigsten Lehren aus dem Nationalsozialismus ist, die Menschlichkeit und Würde jedes Einzelnen zu erkennen und zu achten – unabhängig davon, wie jemand aussieht, woher er kommt oder welchen kulturellen Hintergrund er hat. Jeder Mensch verdient Respekt und gleiche Rechte, allein aufgrund seines Menschseins.

 

Heuer jährt sich das Ende des Krieges und der Beginn der Zweiten Republik zum 80. Mal. Im Interview mit Danielle Spera spricht die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthause Barbara Glück darüber, was die NS-Vergangenheit mit uns zu tun hat und welche zentrale Rolle Gebäude als Träger und Vermittler von Wissen spielen. Barbara Glück ist Historikerin und Expertin im Bereich der NS-Geschichte und Erinnerungskultur. Ihre Arbeit und ihre Perspektiven tragen maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für die NS-Vergangenheit zu schärfen und historische Bildung weiter zu fördern.

 

Wie gestalten wir unser Heute, unser Jetzt im Bewusstsein der Vergangenheit? Der Historiker Awi Blumenfeld erklärt im Interview mit Danielle Spera, warum uns ein Schlussstrich in der Geschichte nicht weiterbringt. Warum Ritterrüstungen bedeutsam sind in der Gegenwart und wie uns Wissen helfen kann, das Heute positiv zu gestalten. Awi Blumenfeld ist ein Historiker, der sich auf die moderne jüdische Geschichte und insbesondere auf die Zeit des Holocausts spezialisiert hat. 

 

Wer weiß eigentlich was sich in den Jahren 1938-45 in den Gebäuden des Paulustors in Graz abgespielt hat? Das Paulustor ist ein bedeutendes Denkmal der Stadtgeschichte. Doch ein dunkles Kapitel bislang weitgehend im Verborgenen: 1938, im Zuge der Reorganisation der österreichischen Polizei, besetzte die SS den Baukomplex und das Paulustor wurde zum Hauptquartier der Gestapo in der Steiermark. Die Dimension des Terrors in Graz ist heute noch anhand von Zahlen nachvollziehbar, doch vieles ist unbekannt. Das LBI für Kriegsfolgenforschung arbeitet im Auftrag der BIG daran, diese Lücke zu schließen. Das Projekt „Kontaminiertes Erbe? NS-zeitlich belastete Liegenschaften der Bundesimmobiliengesellschaft“ untersucht die Geschichte von Gebäuden, die uns täglich umgeben, deren Vergangenheit jedoch oft im Schatten der Geschichte liegt.

 

Im Interview erklärt Barbara Stelzl-Marx, Professorin für europäische Zeitgeschichte an der Uni Graz und Leiterin des BIK, warum es wichtig ist, historische Lücken zu schließen – und was wir daraus für die Gegenwart lernen können.

 

Die Geschichte kennen, verstehen und vermitteln

Hans-Peter Weiss und Danielle Spera sprechen im Interview mit Lucia Malfent über die Bedeutung und Dringlichkeit, ein umfassendes Projekt zur Erforschung der nationalsozialistischen Vergangenheit der Gebäude im BIG-Portfolio zu starten.

Ziel ist es, bestehende Wissenslücken zu schließen und ein vollständiges Bild der Geschichte zu zeichnen.

 

Mag. Lucia Klee-Beck
Projektkoordination

M +43 664 80745 1157
lucia.klee-beck(at)big.at 
 

Mag. Emilie Brandl
Pressesprecherin

M +43 664 80745 1130
emilie.brandl(at)big.at